ALVIN

 
[ 20 ]
 
Ueber den Wolken
 
urs
12.12.01
Alvin sass und guckte zufrieden aus dem kleinen, ovalen Fenster. Er sah nur blau. Unten wie oben, und eigentlich konnte er gar nicht mehr so genau sagen, was unten und was oben war. Dabei wurde ihm fast schwindelig. Unten, oben, das war ja auch gar nicht so wichtig. Ein sanftes Lächeln lag ihm im Gesicht. Die Flucht war ihm eindeutig gelungen. Fast hätte er selig angefangen ein Liedchen zu summen. Allerlei Gedanken gingen unserem Helden so durch den Kopf. Vielleicht könnte er etwas Gutes tun, dachte er sich. Vielleicht das ganze Geld einem guten Zweck spenden, anstatt es in Las Vegas einfach zu verprassen. Zum Beispiel ein Kinderhilfswerk in Bolivien gründen, ein Spital in Nepal, ein Pflegeheim in Ausserholigen. Heiter war er und beschwingt; auch vom vielen Champagner, den man ihm immer wieder nachschenkte. Die Vorstellung, durch seine Spenden Menschen zu helfen und dabei auch noch berühmt zu werden, liess ihn sich noch besser fühlen. Sein Lächeln wurde immer offener. Und es wurde erwidert: Der Flight Attendant sah gut aus in seiner Uniform. Natürlich braungebrannt, und so fantastisch weisse Zähne. Alvin überlegte sich ernsthaft ein zahnmedizinisches Institut in Angola auf die Beine zu stellen. Sollen doch alle, alle auf der Welt so schöne weisse Zähne haben, wie dieser blauäugige, blonde Prinz in Uniform.
Der Flight Attendant füllte Alvins Glas nach. Er lächelte Alvin an. Alvin lächelte zurück. Der Flight Attendant zwinkerte Alvin zu und legte ihm seine Hand vertraulich auf die Schulter. Alvin kriegt Angst.

 
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